Spaltungen und jüngste Wiedervereinigung

Im Jahre 1968 spaltete sich der Orden in die „Oboedienz von Malta“ und die „Oboedienz von Paris“ . Der Versuch einer Wiedervereinigung in Toronto während des Generalkapitels 2004 scheiterte, nachdem eine Gruppierung die überwältigende Wahl des Großmeisters des spanischen Ordenszweiges (Oboedienz von Malta) nicht anerkennen wollte, worauf hin sich ein Teil des Ordens abtrennte und 2004 einen neuen Zweig (Orléans-Gruppe) gründete. Diese Dissidenten hatten sich ab 2004 wieder unter das Patronat des königlichen Hauses von Frankreich, dem früheren „fons honorum“, gestellt und wurden von Charles-Philippe Prince d’Orléans, Herzog von Anjou, als 49. Großmeister geführt. Sie brachen damit ihren Loyalitätseid gegenüber dem gewählten Großmeister. Diese Fraktion wählte László Kardinal Paskai, den Primas emeritus von Ungarn, zu ihrem spirituellen Protektor, weil der geistliche Protektor des Ordens, Patriarch Gregorius III. Laham, diese Abtrennung nicht anerkannt hatte. Charles-Philippes Onkel, der Graf von Paris und Herzog von Frankreich, das eigentliche Oberhaupt der französischen Königsfamilie, übernahm 2005 formal das Protektorat über diese abgetrennte Gruppierung. Im Generalkapitel 2005 zu Venedig erfolgte dann die Ernennung von Kardinal László Páskái zum spirituellen Protektor der Orléans-Gruppe.

In einem von der Dissidentengruppe eingereichten Gerichtsverfahren, das unter anderem die Sezession legitimieren sollte, entschied ein Schweizer Gericht gegen die Antragsteller und stellte auch für die Öffentlichkeit fest, dass diese Bewegung illegitim und der Herzog von Sevilla gemeinsamer Großmeister der beiden legalen Oboedienzen Malta und Paris sei.

Bereits ab dem Jahr 2006 trennten sich jedoch zahlreiche Jurisdiktionen wieder von der 2004/2005 neue gebildeten "Orléans-Oboedienz". Die bedeutenden nationalen Jurisdiktionen Österreich, England & Wales, Deutschland, Ungarn, Irland, Liechtenstein, Neuseeland, Rumänien und Slowakei, die 2004 Mitbegründer der Orléans-Oboedienz waren, erklärten sich 2006 zunächst für unabhängig. Diese neun Jurisdiktionen, die fast gänzlich die frühere "Pariser Oboedienz" in Europa darstellten, formierten sich als sogenannte "Norwich-Gruppe". Als rechtliche Grundlage des gemeinsamen Handelns wurde die alte Ordensverfassung der Pariser Oboedienz von 1990 wieder eingeführt, weshalb sich die "Norwich-Gruppe" international auch mit dem parallelen Namen "The Constitutional Grand Priories" bezeichnete. Selbstdeklariertes Ziel dieser Gruppe war es von Beginn an, eine internationale Wiedervereinigung des Lazarus-Ordens zu erwirken, um so das seit Jahrzehnten andauernde Schisma endgültig zu beenden. Die Norwich-Gruppe verhandelte in der Folge erfolgreich mit dem "Vereinigten Orden" (die durch Beschluss des Generalkapitels 2004 zwischenzeitlich vereinigte Oboedienzen von Malta und Paris) über das Ziel der Wiedervereinigung.

Der 48. Großmeister der Oboedienz Paris, Francois de Cossé, Herzog von Brissac, war mit Vollendung des 75. Lebensjahres (2004) vom Großmeisteramt zurückgetreten. Das Generalkapitel wählte den Herzog von Sevilla zum "Gewählten Großmeister" und bat den Herzog von Brissac, das Großmeisteramt als "Amtierender Großmeister" fortzuführen. Im Jahr 2006 akzeptierte der Herzog von Brissac während des Generalkapitels in Baden (Österreich) die Berufung zum "Großmeister Emeritus". Verhandlungen der beiden Vereinigungskommissionen der Oboedienzen Paris und Malta führten 2006 dazu, dass der Herzog von Sevilla die Ordensleitung mit dem Ziel der weltweiten Wiedervereinigung aller Ordenszweige übernahm.

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